Ein Touch Cocker mit Knarz an den richtigen Stellen (Badische Zeitung 20.02.2018)
Blues und mehr mit Blueswashed im KiK auf dem Kulturforum
OFFENBURG. Bevor sich am Freitag abend die volle Bluesrockpower im Offenburger KiK entfalten kann, betritt der 16-jährige Linus Adam, Sohn des Blueswashed Sängers Martin Adam, die Bühne, um anschaulich zu demonstrieren, wie sich Talent vererbt. Wie 16 wirkt der junge Mann, dessen Stimme dem altbekannten "Hotel California" einen Anstrich von "Blue Hotel" von Chris Isaak verpasst, keine Sekunde. Adam juniors Stimme ist schwer, ausdrucksstark und trägt die Melodien zu seiner gezupften Gitarre.
Wie der Sohn dann auch der Vater, wobei Martin Adam natürlich eine Erfahrung in der Stimme trägt, die doch eben erst mit den Jahren entstehen kann. An seiner Seite stehen an diesem Abend Manuel Bernhard an der Gitarre, der sich schon mit Andreas Kümmert in der Offenburger Reithalle battelte, sowie Bernd Dufner am Bass, Mathias "Skippi" Kiefer am Schlagzeug und Michael Seufert, der an den Keyboards seine Bandpremiere feierte. Die Musik ist frisch, jeglicher Bluesstaub wurde entfernt. Ein Bass, der die Hosenbeine flattern lässt, die hohen schnellen Läufe auf der Gitarre sind tide, aber nicht überdimensioniert, und Adam bringt einen Touch Joe Cocker mit dem richtigen Knarz an den passenden Stellen ins Spiel. Da ist Tempo und Leidenschaft drin. Seufert beherrscht Synthersizergewaber ebenso wie das New Orleans Klavier. Albert Kings "Born Under a Bad Sign" im Original mit starker Bläserpower, wird von Blueswashed etwas sanfter, mit bequemen Keyboardbett und "House of the Rising Sun"-Flair interpretiert. Blues wird an diesem Abend auch mit spritzigen Riffs serviert. "Adicted to Love" kommt mit einer gehörigen Portion Shaking daher und bei "Halleluja" präsentieren sich die vier mit der richtigen Mixtur aus Schmelz und Ergriffenheit. Rockende Jungs mit einem weichen Herzen, alle Akzente an der richtigen Stelle.
Mit großem Respekt zitiert die Band noch ein Stück von Hendrik Freischlader, dessen Konzertbesuch Adam als inspirierenden Workshop bezeichnet. Es folgt eine besonders schön Version von "While My Guitar Gently Wheeps”. Hier schöpft der Gitarrist aus dem Vollen bis der letzte warme Gitarrenton verklingt. Martin Adam teilt dem Publikum noch verschmitzt mit, dass bis zu diesem Abend noch niemand 12 Euro Eintritt für diese Band bezahlt hätte. Das sollte eigentlich nicht mehr passieren.
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